Dienstag, 13. November 2012

Code Red


Titel: Rain!
Reihe: Black Knights
Timeline: Playing between New Chances and The Sound of Thunder
Rating: P-18
Genre: Military (Special Forces) / General / Drama / Action

Disclaimer:
Das Copyright von Rick, Sully und den anderen coolen Leuten liegt natürlich bei mir, da es meine Charaktere sind!

Warning:
Nein! Diesmal kein spanking, Leute :) Aber ich hoffe ihr habt trotzdem Spass!!
Auch hier werden Schimpfwörter verwendet und es dreht sich um Gewalt und Waffen ...


Anmerkung der Autorin:

Hey Leute :) Hier noch mal ein OS von mir ... Es wird spannend, blutig und nass ... So und jetzt wünsche ich euch allen viel Spass mit Rain! und hoffe auf positives Feedback! Eure Vanessa




 

BLACK KNIGHTS: Rain!



 

Code Red!

Der Regen prasselte auf die Bäume und den kleinen Trampelpfad, den Rick vor einigen Monaten neu durch den Wald geschlagen hatte. Er führte zu einer der kleinen Lichtungen, doch sie würden diese nie erreichen. Zwei Meilen vorher würde der kleine Angriffstrupp abbiegen und querfeldein weiter laufen. So wollte es Rick ...
 
Sully hatte sein M16 Schnellfeuergewehr in den Händen und marschierte hinter Macintosh her, der diesmal als Anführer fungierte und jeden verdammten Ast, der noch im Weg war, als Erster ins Gesicht bekam. Wenn Sullys dämliches Gekichere ihm deswegen zu sehr auf den Keks ging, ließ Rick den unter Spannung stehenden Ast einfach, wenn er ihn passiert hatte, mit spitzen Fingern hinter sich los und hörte dann einen leisen Aufschrei von seinem Ersten, der ihn dann ins Gesicht bekommen hatte. Nach etwa einer Meile ließen die fünf Jungs zwischen sich etwas mehr Abstand und der amerikanische Colonel mit den schwarzen Haaren schlug eine andere Richtung ein. Leise knackte der Wald um sie herum. Regenwasser tropfte von den Ästen und Blättern auf die schwarzen Kampfuniformen und Kappen herunter. Jeder hatte Tropfen im Gesicht. Kampfstiefel platschten in die matschigen Pfützen und rutschten leicht auf den nassen Ästen und Baumstämmen, die sie überwinden mussten um zu ihrem Zielpunkt zu gelangen.
 
Mike, der diesmal als Schlusslicht fungierte, sah sich mit seinem Gewehr in den Händen kurz nach hinten um, doch die Basis und die beiden Zwillingstürme, konnte er schon längst nicht mehr ausmachen. Er sah nur Wald und nichts als Wald! Schnell drehte er sich wieder zu der Truppe um und lief weiter, nicht ohne sich die Kappe vom Kopf zu reißen und sie kurz auszuschütteln und das kalte Wasser neben sich auf den Waldboden zu wedeln. Er setzte seine Kappe wieder auf, seufzte und hielt dann weiter die Augen offen. Plötzlich hörte er ein leises Knacken neben sich. Mike drehte sich in die Richtung, doch sehen konnte er nur grüne Zweige, Farn und Sträucher. Schnell ließ er seine Augen wieder nach vorn gleiten und schüttelte leicht den Kopf. Das war sicher nur ein Tier und nichts weiter. Ganz vorne, vor Frank, AJ, Daniel und Mike, hatte der First-Lieutenant schon wieder einen dünnen Ast von Rick abbekommen und fluchte diesmal - laut!
 
"Verdammt, Rick," fauchte er wütend und wischte sich mit den behandschuhten Fingern durch das Gesicht und die Nase, dort wo das nasse Holz ihn ziemlich unsanft getroffen hatte. "Kannst du nicht aufpassen?!"

Der rauhe Ton, den Sully jetzt angeschlagen hatte blieb auch seinen Teamkollegen nicht verborgen.

Sully und Rick hatten sich heute Morgen bereits ziemlich gezofft. Rick hatte seinen Ziehsohn vor versammelter Mannschaft in der Cafeteria angebrüllt und ihn dann sogar rausgeworfen, weil dieser zurückgebrüllt hatte. Jeder wusste, dass der Colonel jegliche Art von Respektlosigkeit nicht leiden konnte und eigentlich wusste Sully das am Besten. Trotzdem hatte er es gewagt sich gegen Rick zu stellen und sich dafür eine gefangen und einen Raumverweis erhalten. Die ganze Zeit des Frühstücks über hatte Sully im Erdgeschoss an der gegenüberliegenden Wand des Speisesaals gestanden und gewartet. Kurz nach dem Essen, hatte Rick sich ihn dann in seinem Büro vorgeknöpft und ihm gedroht, dass er so ein Verhalten nicht noch einmal sehen wollte, ansonsten würde der Boss Konsequenzen ziehen! Sully war sauer gewesen, doch er hatte den Mund gehalten, weil er alles nicht noch schlimmer machen wollte.

Rick stoppte und drehte sich zu ihm um. Er nahm das Gewehr in eine Hand und zeigte mit dem Finger der rechten Hand auf Sully, der ebenfalls gestoppt hatte. "Änder sofort deinen Ton mit mir! ... Möchtest du da weiter machen, wo wir zwei vorhin in meinem Büro aufgehört haben?" Seine Stimme war streng. Rick fuhr fort. "Das kann ich sehr gerne für dich arrangieren, Sully! Das ist kein Problem! Also ja oder nein, Lieutenant?"

Das Team hatte hinter Sully gestoppt und sah jetzt aufmerksam zu ihnen hinüber. Der Regen wurde stärker. Sully schluckte schwer. Was hatte er sich jetzt wieder gedacht? Er hätte einfach nur die Klappe halten sollen! Vorsichtig räusperte sich der Junge und schüttelte langsam den Kopf, bevor er Rick eine Antwort gab. "Nein, Sir. Das ist nicht nötig."

Rick starrte ihn noch einen langen Moment streng an, dann nickte er und nahm die Hand herunter. "Gut. Tausch mit Mike den Platz!"

Sully riss verwundert die Augen auf und starrte Rick fassungslos an. "Was?!"

"Du hast mich verstanden, oder," übte der Colonel etwas Druck aus. Er sah an Sully vorbei und gab Mike einen Wink mit dem Kopf in seine Richtung. "MIKE! HERKOMMEN!"

Kurz sah Mike zu Rick hinüber, doch bewegte sich dann an den anderen Jungs vorbei und durch die Büsche zu Sully und Rick. Donavan sah seinen Boss immer noch perplex und wütend an. Dass Rick ihn jetzt mit Mike die Plätze tauschen ließ war eine Art Disziplinarstrafe, die der CO nur dann anwendete, wenn nichts anderes möglich war. Für jeden anderen Knight wäre das nicht ganz so dramatisch gewesen, doch für Sully war das eine Kränkung und ein harter Schlag ins Gesicht!

Rick wollte ihn nicht mehr hinter sich wissen, als seinen Ersten, sondern beorderte ihn ganz ans Ende des Rudels, um dort für Deckung zu sorgen. Als Mike eintraf, sah der Sully kurz mitfühlend an, doch dieser drängte sich nur an Mike vorbei, drückte ihn schroff zur Seite und marschierte zum Ende der Formation. Mike beachtete das Verhalten nicht. Er wusste ja, dass Sully nicht so gut drauf war und dass diese Aktion nicht ihm galt, sondern Rick! Der Second-Lieutenant postierte sich hinter Rick und nahm sein Gewehr in die Hände. "Bereit, Sir!"
 
Macintosh warf einen Blick nach hinten und sah Sully an, der mißmutig nickte, aber nichts sagte. Rick war das diesmal egal. Leise seufzte er und hoffte, dass es vielleicht bald doch aufhörte zu regnen. Irgendwann. Irgendwie. Er drehte sich wieder in die Richtung, in die sie gehen würden, hob eine Hand hoch und deutete nach vorn.

"Weiter!"
 
Er marschierte den matschigen und mit Pfützen übersähten schmalen Pfad weiter hinauf. Sully atmete tief ein und wieder aus. Dann folgte er AJ in einem Abstand von drei Metern tiefer in den Wald. Es wurde kühl. Der Regen prasselte immer noch auf die kleine Gruppe hinab. Ja, es regnete jetzt schon seit zwei Tagen durch und Rick hatte wirklich überlegt, die Schießübung gar nicht erst zu machen, doch Frank hatte darauf bestanden. Sie mussten ja schließlich bei jeder Wetterlage vollste Einsatzbereitschaft zeigen! Frank!

Rick schüttelte leicht den Kopf, als er wieder einen Stiefel in den Matsch setzte und das dreckige Wasser zu allen Seiten spritzte. Der Colonel grinste leicht. Irgendwann würde er Frank mal zu einer Übung einladen und ihm dann zeigen, wie es sich anfühlte, im Schlamm und unter erschwerten Bedingungen hier draußen zu agieren. Und eine bunte Farbkugel verpassen, würde er ihm auch! Wie hatte der Kerl nur damals die Grundausbildung geschafft? Das fragte sich Rick immer wieder ...

 


Plötzlich gab es einen ohrenbetäubenden Knall! Die gesamte Gruppe zuckte unweigerlich zusammen und Rick stoppte sofort seinen Vormarsch. Jemand schrie. Sully! Der Colonel wirbelte herum, als er schon die Rufe seiner Leute hörte. Er sah sich um, konnte aber nur AJ und Frank entdecken, die einige Meter hinter ihm waren und sich jetzt auch nach Sully umgedreht hatten. Mike war bereits losgestürzt auf der Suche nach seinem Freund, der so herzzerreißend losgebrüllt hatte. Auch Rick löste sich jetzt aus seinem Schockzustand und rannte mit dem Rest der Truppe das Stück Wald zurück. Und dann nach einigen Metern sah er ihn.
 
Sully lag schwer atmend im Unterholz auf dem nassen Laub und Geäst. Er zitterte leicht. Rick stoppte dicht vor ihm und sicherte sein M16, was er dann einfach neben sich warf und sich den schwarzen Canvasrucksack in dem seine Erste-Hilfe Ausrüstung steckte, vom Rücken zog. Das Angriffsteam hatte sich inzwischen um Sully herumpositioniert, Gewehre im Anschlag und bereit auf jeden zu feuern, der sich ihnen unerlaubt näherte oder Gott bewahre, einen weiteren Schuss abgeben würde. Oberstes Gebot war es jetzt, den Verletzten zu schützen und zwar um jeden Preis!
 
Noch hatte Rick keine Zeit sich kurz umzusehen und sich ein Bild von der potenziellen Gefahr zu machen, in der sie vielleicht schwebten. Er musste sich auf Sully konzentrieren! Er hockte sich neben seinen Ziehsohn, dem die Kappe vom Kopf gerutscht war und der sich sein linkes Bein hielt. Sully klapperte mit den Zähnen und versuchte krampfhaft die Augen offen zu halten und Rick anzusehen. Dieser zog seinen Rucksack näher zu sich und öffnete die obere Klappe. Der Colonel legte eine Hand sanft auf Sullys Hand, die der Junge auf die Einschußstelle presste und zog sie vorsichtig zur Seite.

Donavan rebellierte. "Nein! Nein ..."
 
"Scht ...," machte Rick leise und versuchte ihn zu beruhigen. "Sully? Lass mich das kurz ansehen, okay? Beruhig dich."

Ja, leichter gesagt als getan mit einer Kugel im Bein! Nach wenigen Sekunden ließ Sully seine Hand von Rick wegziehen und der Arzt inspizierte die Wunde in seinem Unterschenkel. Blut sickerte aus dem schwarzen Stoff der Kampfhose. Schnell nahm Rick eine Schere aus dem Pack und schnitt den dicken Stoff vom Fuß an hinauf bis zum Knie auf. Er klappte die Hose zur Seite und tauschte dann die schwarzen Lederhandschuhe gegen ein Paar dünne Latexhandschuhe aus. Wirklich steril war es hier an der frischen Luft und mit dem Regen, der immer noch auf sie einschoss, natürlich ganz und gar nicht, aber Rick wollte die Situation nicht noch verschärfen, in dem er selbst irgendwelche Keime in die offene Wunde brachte. Er hob den Kopf an und warf einen Blick auf Mike, der am dichtesten an Sully hockte und mit dem geladenen Gewehr in die Bäume gegenüber zielte.

"Mike? Nimm dir AJ und Frank und such diesen verdammten Schützen! Hast du verstanden? Ich will diesen Mistkerl haben! ... Daniel bleibt hier bei mir!"
 
Mike stand auf. "Das war mit Sicherheit ein Jäger, Sir!"

Rick knirschte mit den Zähnen, während er eine weiße Kompresse auspackte und sie sanft auf die Wunde legte. Sully zuckte zusammen und zischte laut. Der Colonel strich ihm liebevoll mit der anderen Hand durch das braune Haar.

"Sch ..." Er sah wieder Sanders an. Wut schwang in seiner besorgten Stimme mit. "Mir ist ganz egal wer es war, Mike! Dieser Typ hat nicht auf meine Leute zu feuern! Und jetzt bring ihn zur Strecke!"

"Verstanden, Sir! ... AJ, Frank? Abmarsch! Na los! Kaufen wir uns den Typen!"

Schnell huschten die drei Elitesoldaten von dem am Boden liegenden Sully weg und waren wenige Sekunden später im Unterholz verschwunden. Rick sah ihnen kurz besorgt nach, dann kauerte sich Daniel vor ihn. Er hielt immer noch sein Gewehr in den Händen und sah nervös in alle Richtungen. Rick deutete auf den Funk an Daniels Gürtel. "Lass uns von einem Jeep abholen. Er soll an der kleinen Kreuzung auf uns warten und irgendjemand soll schon mal die Krankenstation so weit es geht vorbereiten. ... Wir haben einen Code Red!"

Daniel nickte schnell und griff nach seinem Funkgerät. Mit flinken Fingern stellte er die Frequenz der Basis ein und hielt das Mikro an seine Lippen. "Red Eagle an Zero! Red Eagle an Zero! Kommen!"

Rauschen. Dann hörte man die Stimme von Captain Sam Walkins, dem Head of Guard.

"Zero hört? Kommen Red Eagle?"

Daniel sah erleichtert aus, er drehte sich ein Stück von Sully weg, während Rick Sully gut zuredete und dann eine Spritze und ein Schmerzmittel in Form eines Serums aus der Tasche nahm. Daniel schluckte, als er mit seiner Anweisung fort fuhr. "Code Red! HotShot ist verwundet. Wir fordern einen Jeep an! Jetzt! Kommen?"

Trotz der unberuhigenden Nachricht, blieb Sam wie immer ruhig und besonnen.

"Verstanden, Red Eagle! Fahrzeug ist unterwegs. Wir machen die Krankenstation fertig!"

"Red Eagle Ende!"

"Zero Ende!"

Daniel atmete tief aus und Rick drückte immer noch die Kompresse auf Sullys Unterschenkel. "Hilf mir mal. Draufdrücken, ganz fest, okay?"

"Okay," gab Daniel zurück und drückte seine rechte Hand auf die Stelle.

Sully zuckte zusammen und bäumte sich auf. Er hatte Schmerzen und das nicht zu knapp! Sanft strich Rick ihm noch mal über den Kopf und flüsterte dann leise. "Halt schön still. Die Kugel steckt noch im Bein, aber das kriegen wir gleich zu Hause hin, in Ordnung? Mach dir keine Sorgen, Sully. Ich geb dir jetzt was gegen die Schmerzen und dann kommt auch schon der Jeep und holt uns ab. Ganz ruhig ..."
 
Sully hob seine Hände. Er war etwas panisch. Das konnte man ihm nicht verübeln. Er atmete hektisch. "D-das kannst du g-gut sagen ... Dir steckt ja auch keine glühend heisse Kugel im B-bein."

Rick versuchte zu grinsen. Der Mann nahm die Sicherheitskappe von der Nadel der Spritze, steckte sie in die kleine Ampulle und zog mit viel Gefühl eine gewisse Menge an Schmerzmittel in den Zylinder hinein. Er warf den Rest des Serums in die Tasche zurück, zog mit der selben Hand das Desinfektionsspray heraus und nahm beides in eine Hand. Als nächstes öffnete er Sully Hose und zog sie mitsamt Unterhose ein Stück herunter. Das kalte Spray auf seiner Haut und den Einstich der Nadel spürte Sully gar nicht. Der pochende Schmerz in seinem Bein war um einiges gewaltiger! Auch die benutzte Spritze warf Rick in den schwarzen Rucksack zurück und kramte dann einen dicken Verband hervor. Er schloss Sullys Hose wieder und schob das Hosenbein etwas weiter nach oben.

Nachdem er die Kompresse einmal gewechselt und durch eine neue, sterile ersetzt hatte, legte er den Verband an. Rick zog ihn so fest, dass Sully die Augen aufriss und los brüllte. Doch das musste sein, denn sonst würde der Junge zu viel Blut verlieren und das wollte der Arzt auf keinen Fall riskieren! Der Colonel sah kurz in die Luft und die Baumwipfel, die sich über ihm auftaten. Der Regen prasselte weiter auf sie nieder ...


 

Nach einer kleinen Ewigkeit entschied Rick sich dann dafür endlich dem Jeep und der rettenden Strasse entgegen zu gehen. Sully war durch das starke Schmerzmittel etwas benommen und bekam so gut wie nichts mehr von seiner Außenwelt mit. Gemeinsam mit Daniel zog Rick ihn vorsichtig auf die Füße. Sie nahmen ihre Gewehre auf den Rücken und Rick zog sich den Rucksack an. Dann legten sie Sullys Arme um ihre Schultern, so dass sie ihn in ihrer Mitte hatten und je eine Hand unter ein Bein um ihn durch das Unterholz zu tragen. Langsam gingen sie vorwärts und den Weg zurück, den sie vor einer guten Stunde gekommen waren. Sully war müde. Der Junge legte den Kopf seitlich an Ricks Schulter und schloss die Augen.

Rick sah ihn sofort an. "He! Du bleibst gefälligst wach, ja?"
 
Donavan schnaubte tief und Ricks Stimme wurde etwas strenger. "Ich sagte wachbleiben, Sully! Wehe du schläfst ein. Dann kannst du was erleben!"

Sein Ziehsohn öffnete wieder die Augen und murmelte leise. "Ja ... verstandn."

"Gut," gab Rick zurück und warf kurz Daniel einen Blick zu.

Dieser nickte kurz und konzentrierte sich dann wieder auf den Weg vor sich, damit sie nicht plötzlich stolperten und das Gleichgewicht verloren. Das Trio taumelte weiter.
 
Äste knackten. Regentropfen fielen von den benachbarten Bäumen und legten sich wie ein Film auf ihre Gesichter und Sullys eh schon nassen Körper. Rick versuchte sich zu beeilen, doch das war in dem rauhen Territorium fast unmöglich. Jeder Schritt musste genau durchdacht werden. Wenn sie jetzt mit Sully auf den Armen stolpern würden, konnten sich Daniel oder auch er selbst auch noch verletzten und mit zwei Verwundeten durch den Wald zu marschieren, war unmöglich! Vorsichtig drängten sie sich an Bäumen vorbei. Kleinen und Großen. Dicken und Dünnen! Der Matsch klebte unter ihren Tactical-Boots und an den Rändern der Hosenbeine. Die Kälte zerrte an ihren eh schon nassen Körpern. Minuten vergingen. 15 Minuten. 25 Minuten! Der Regen wuchs. Plötzlich meldete sich Ricks Funkgerät und er konnte Deans Stimme hören.
 
"Pitbull an Black Fox! Kommen?"

Rick seufzte erleichtert. Dean war unterwegs. "Black Fox hört?"

"Ich bin jetzt am Zielpunkt," gab Dean fachmännisch durch. "Soll ich euch entgegen kommen? Over."

"Nein, Pitbull, das geht schon! ... Ein paar Minuten brauchen wir noch, aber dann sind wir da. Black Fox Ende!"

"Verstanden! Pitbull bleibt auf Standby! Ende!"

Schnaufend bewegten sie sich mit dem verwundeten Sully in ihrer Mitte weiter und in Richtung Strasse. Dann endlich konnte Rick ein wenig Licht erkennen. Kein Sonnenlicht, aber die Bäume direkt vor ihnen brachen auseinander und gaben den Blick frei auf die Strasse, an der sie sich mit Dean Perkins treffen würden. Na endlich ... Der Colonel seufzte erleichtert. Wieder setzte er einen Fuß vor den anderen, trat über rutschige Äste und durch Büsche hindurch. Sully hatte es irgendwie bewältigt, die ganze Zeit über wach zu bleiben, was nicht zu guter Letzt an Ricks direkter Drohung oder dem Befehl lag.

Jetzt hatte er wieder seinen Kopf an Ricks starke Schulter gedrückt und atmete schwer, während seine müden Augen die Landschaft um ihn herum scannten. Endlich traten sie aus dem Dickkicht und hinaus auf die Strasse. Sie stoppten sofort. Rick sah sich um. Ein Stückchen weiter links stand der wartende Jeep. Als Dean sie bemerkte, trat er sofort das Gaspedal durch und preschte über den erdigen Waldweg zu ihnen hinüber. Neben Daniel hielt er an und ließ den Motor laufen.
 
Zusammen mit Daniel verfrachtete Rick den blutenden Sully auf der Ladefläche und stieg mit ihm hinauf um bei ihm zu sein. Den schwarzen Rucksack legte er ab und öffnete ihn. Für den Notfall! Daniel schlug die hintere Klappe laut zu und sprang dann auf den Beifahrersitz, als Dean das Gaspedal durchtrat und den Jeep nach vorn jagte. Sully lehnte wieder an Ricks Körper, der einen Arm um ihn geschlungen hatte um ihn zu stützen. Sanft kraulte er ihm die nasse Jacke und setzte sich dann endlich mit Mike in Verbindung, um herauszufinden, ob sein Team erfolgreich gewesen war.
 
"Black Fox an Hitman!"

"Hitman hört," sagte Mike mit fester Stimme über den Äther.

"Wir sind jetzt im Jeep und fahren zurück zur Base," gab Rick den momentanen Stand durch. "Habt ihr den Kerl geschnappt?"

Sanders seufzte leise und resigniert. "Negativ, Black Fox! Sind noch auf der Suche. Aber wir kriegen ihn schon! Wie geht es HotShot?"

Der Jeep holperte weiter über den Weg. Rick sah neben sich. Sully versuchte angestrengt die Augen offen zu halten. Rick sprach wieder in sein Headset. "Es geht ... Wir sind aber gleich da und dann kann ich mehr machen, als jetzt. Mike? Ich will diesen Typen, hast du verstanden? Black Fox Ende!"

"Verstanden, Sir! Hitman Ende!"

Die Verbindung war tot. Rick streichelte seinen Ziehsohn weiter und dann ragten plötzlich die beiden Türme vor ihnen aus dem Wald hervor. Dean gab weiter Gas und fuhr auf das Haupttor zu, was geöffnet wurde. Als die Reifen über die Eisenschiene holperten, zuckte Sully schmerzerfüllt zusammen und zischte laut auf. Rick beugte sich zu ihm und gab ihm einen sanften Kuss auf das Haar.

"Sch ... es ist alles okay. Jetzt sind wir da, hm."
 
Nervös nickte der Junge in Ricks Jacke hinein, während Dean den Jeep direkt vor der Freitreppe zum Stillstand brachte. Sofort kamen zwei von Sams Wachleuten angerannt und öffneten die hintere Heckklappe. Krachend knallte sie gegen das Nummernschild es Armeejeeps. Dean sprang aus dem Auto, ließ seine Tür offen und ging zu Daniel, der ebenfalls aus dem Wagen gestiegen war und sich zum Heck gesellte. Ganz langsam und vorsichtig stand Rick mit Sully zusammen auf, legte den linken Arm um seine nasse Schulter und ging auf die Luke zu.

Sofort sprang Dean auf die Ladefläche, nahm Sully unter den anderen Arm und holte ihn vorsichtig von dem Geländewagen und auf den Kies. Wieder zuckte der Junge zusammen und biss sich auf die Zähne um nicht zu schreien. Zwar wirkte das Schmerzmittel, was Rick ihm gegeben hatte, aber trotzdem fühlte Sully die Bewegungen sehr deutlich. Das Tor schloss sich. Sie trugen Sully die Treppe hinauf und durch die Lobby. Die engere Steintreppe, die nach oben führte, war leider nicht ganz so problemlos, doch auch dieses Hindernis brachte Rick nicht aus der Ruhe.
 
In wenigen Minuten waren sie auf dem Flur und steuerten die Krankenstation an. Jungs kamen ihnen entgegen und sahen Sully bemitleidend nach. Sam natte natürlich sofort durchgegeben, was bei der Übung geschehen war und so wussten alle hier Bescheid und machten sich Sorgen. Sie brachten Sully auf die Liege, die im Raum stand und setzten ihn vorsichtig hin. Daniel zog sich endlich die nassen Lederhandschuhe aus, klemmte sie an seinen Gürtel und wischte sich erschöpft über das Gesicht. Behutsam legte Rick Sully auf den Rücken. Seine Augenlider wurden wieder schwer.
 
"HE," rief Rick verärgert. "Nicht einschlafen, Sully!"

"I-ich b-b-bin wach."

Rick schlüpfte schnell aus seiner durchnässten Kampfjacke und reichte sie Daniel, der sie sich unter den Arm klemmte. "Häng die auf und dann geh unter die Dusche und zieh die nassen Klamotten aus, Daniel. Ich hab keine Lust, dass einer von euch noch mit einer Erklältung im Bett liegt! Es reicht völlig, wenn Mike mit Frank und AJ noch da draußen hängt!"

Daniel sah ihn irritiert an. Er hob eine Hand um zu protestieren. "Aber soll ich n-"

"Nein! Du gehst duschen! Hol mir Sam, der kann mir assistieren. Dean soll ans Tor gehen. Und wenn Mike sich meldet oder gesehen wird, dann will ich das sofort wissen. Ist das klar?"

"Ja, Sir!"

Daniel salutierte kurz, wandte sich dann um und verließ die Krankenstation wieder, um die Befehle auszuführen.
 
Jetzt wandte sich Rick wieder an Sully, der auf der Liege lag und immer noch angestrengt die Augen offen hielt. Befehl war Befehl! Rick schob sich die Ärmel des Langarmshirts nach oben und wusch sich gründlich die Hände. Dann nahm er eine Packung Latexhandschuhe aus einer der Schubladen und streifte sie sich über die Hände. Er kam wieder zurück zu Sully, der seinen Kopf auf die Seite gelegt hatte und seinen Commanding Officer, den er heute Morgen bereits zur Weißglut getrieben hatte, an sah.
 
"Und sch-schon wieder hab ich Scheisse gebaut," sagte er und versuchte zu lächeln.

Rick rollte mit den Augen und öffnete Sully die Hose. "Hör bitte auf damit! Du weisst, dass das nicht deine Schuld war, Sully! Wenn Mike diesen Jäger erwischt, kann der sein Testament machen, glaub mir!"

Jetzt kicherte der Junge leise und zuckte dann zusammen, als Rick ihm die schwarze Kampfhose, oder was davon übrig war, von den Beinen streifte. Plötzlich steckte Sam Walkins seinen blonden Kopf durch die Tür. Er hatte kein Gewehr bei sich und bereits die Jacke ausgezogen. Weil er Rick hierbei assistieren sollte, hatte er sich schon so gut es ging vorbereitet.

Rick legte die Hose auf den kalten Boden des Raumes und warf dann einen Blick auf Sam. "Hände waschen und Handschuhe anziehen!"

Der Captain nickte, ging im schwarzen T-Shirt zum Waschbecken hinüber und begann sich äußerst gründlich die Hände zu waschen. Als er fertig war, hatte Rick Sully auch von den Stiefeln und den Socken befreit und die helle Lampe auf den Unterschenkel eingestellt, so dass der Lichtstrahl genau auf den Verband zeigte. Sam kam näher an die Liege heran, lächelte Sully kurz zu und hielt dann das Bein hoch, so dass Rick den Verhand lösen und abrollen konnte. Sam sah skeptisch auf die Wunde. "Ehm, ist die Kugel noch drin?"

"W-was glaubs du, warum ich solche beschissenen Schmerzen habe, SAM?!"

Rick hielt einen Finger an seinen Mund um Sully zum Schweigen zu bringen. "Scht ... ruhig. Er hat es nicht so gemeint."

Sully sagte nichts mehr.

Nachdem Rick den Verband, der mit Blut beschmiert war, abgerollt und weggeräumt hatte, ließ Sam vorsichtig das Bein wieder auf die Liege herunter. Rick zog den Infusionsständer aus der Ecke und stellte ihn dicht an die Liege heran. Als nächstes öffnete er den Kühlschrank und nahm einen der Infusionsbeutel heraus, der bereits mit einem Kreislaufmittel befüllt war. Schnell hängte er den Beutel an den Haken des Ständers, zog mit Sams Hilfe Sully die Jacke aus und krempelte seinen Ärmel nach oben. Er befestigte die Nadel, die noch in der Sicherheitskappe steckte an dem Ende des dünnen Schlauchs und sprühte eine Stelle auf Sullys Handrücken mit Desinfektionsmittel ein. Neugierig schaute Sully ihm zu und verdrehte dann die Augen, als er die dicke Nadel erkannte.
 
Rick hatte seinen Blick gesehen und hielt kurz inne. "Scht ... Reg dich nicht auf. Es ist alles okay. Nur ein kleiner Piekser, Sully. Das ist alles ..."

"Scheisse, ich hasse das," jammerte der Junge leise. "Ich will schlafen ..."

Es tat Rick in der Seele weh, dass sein Kleiner so sehr leiden musste. Trotzdem musste es sein, damit er sich um die Kugel kümmern konnte. Schnell suchte sich Rick eine Vene aus und stach dann vorsichtig die Nadel in die Haut. Sully zuckte. Rick sah ihn wieder an, als er eine Faust machen wollte. "Nein, nicht verkrampfen. Wir haben es doch schon."

Er schob die Nadel ein Stück tiefer. Dann reichte er Walkins ein Pflaster und ein Stück Tape um die Infusionsnadel zu fixieren. Ganz langsam entspannte sich Sully etwas - und Rick auch. Trotzdem lief das ganze Theater hier auch nicht für den Colonel ohne Komplikationen ab. Er hatte leichte Krämpfe, doch versuchte sie zu verdrängen oder nicht zu zeigen, damit sich niemand um ihn Sorgen machte. Das flüssige Mittel, was sich im Tropfbeutel befand, sickerte langsam und kontinuierlich durch den dünnen Plastikschlauch und in Sullys Vene und Blutbahn.

Rick konzentrierte sich in der Zwischenzeit auf die Schussverletzung. Vorsichtig säuberte er die Stelle mit Watte und Jod. Sein Ziehsohn zischte laut auf, als das stark riechende, gelbe Desinfektionsmittel auf die Wundränder traf und dort sachte verrieben wurde. Nachdem Rick die Wunde gereinigt hatte, zog er die Lampe etwas näher und inspizierte das Einschussloch. Die Kugel steckte noch im Wundkanal. Aber der Colonel war sich sicher, dass sie keinen Knochen verletzt hatte, sondern nur Muskelgewebe und das würde wieder nachwachsen. Trotzdem musste sie raus! Er gab Sam Anweisung ihm das entsprechende medizinische Besteck zu bringen und sah dann wieder Sully an, der versuchte zu sehen, was vor sich ging.
 
"Sully? Ich hol dir jetzt die Kugel raus, in Ordnung?"

"Ah, Kacke, was ...," begann der Junge stotternd. "Ich ..."

Rick stellte sich gerade hin. "Sully! Beruhig dich! Das muss sein. Du willst doch nicht mit einer Kugel im Bein rumlaufen, oder?" Er trat näher an sein Gesicht heran und beugte sich dann zu ihm hinunter. "Außerdem hören dann die Schmerzen auf! Das geht schnell, glaub mir. Ich kann die Kugel schon sehen ..."

"Ich will n-nicht, dass du an meinem B-bein rumschnippelst, Rick!"

Dann durchzuckte ein stärkerer Krampf Ricks Körper und er fasste sich an den Bauch. "Nicht jetzt. ... Ehm, Sully, hör mir zu! Ich geb dir eine örtliche Betäubung, du kriegst ein bißchen Sauerstoff und dann ist das ganze Teil in zehn Minuten nicht mehr da! Du vertraust mir doch, oder?"

Stille. Sein First-Lieutenant starrte Rick an und dieser wurde etwas sauer. "HE! Vertraust du mir?"

"Ja ..."

"Gut," erwiderte der Colonel, versuchte zu lächeln, auch wenn er selbst gerade unter Schmerzen litt und wies Sam an den Sauerstoff fertig zu machen.

Keine drei Minuten später hatte Sully eine durchsichtige Maske über Nase und Mund. Er atmete einigermaßen ruhig. Rick zog unterdessen eine Spritze mit Betäubungsmittel auf und injizierte das Serum an zwei Stellen des Wundrandes an Sullys Bein. Jetzt mussten sie einen kleinen Moment warten, bis sich die Wirkung bemerkbar machte. Der Colonel legte sich die Utensilien zu recht, die er gleich brauchen würde, während Sam den Sauerstoff kontrollierte und Sully sanft über den Kopf strich. Rick begann plötzlich etwas schwerer zu atmen und presste eine Hand auf sein Shirt. Sam war sofort hellwach. "Boss?"
 
"Ja?"

"Ehm sollen wir nicht vielleicht besser Paul kommen lassen," begann Sam vorsichtig. "Ich meine ... wenn du einen Fehler machst, weil dich ein Krampf einholt, dann-"

Sofort wurde er von einem wütenden Blick und einer schroffen Stimme unterbrochen. "Nein, wir holen Paul nicht her, Sam! Ich krieg das schon hin! Außerdem dauert es zu lange, bis er hier an kommt. Aber wenn wir hier durch sind, dann kannst du ihn gerne anfunken, damit er mich spritzt! Denn wenn ich ehrlich bin, da-" Ein erneuter Krampf! Rick presste die Lippen aufeinander und beugte sich ein Stück nach vorne, um sich an der Liege festzuhalten. Ein paar Sekunden später war wieder alles vorbei. Er sah wieder Sam an. "Wenn ich ehrlich bin, dann brauche ich vielleicht nachher etwas Unterstützung! Aber jetzt haben wir keine Zeit mehr um auf Paul zu warten. In Ordnung, Captain?"

Sam schluckte. "Ja, Sir."

"Dann sind wir uns ja einig," sagte Rick und bedachte Sam noch mal mit einem scharfen Blick, der ihm eindeutig sagte, sich nie wieder derart einzumischen!

Walkins nickte beschämt. "Ich ... ich hab verstanden, Rick."

"Will ich hoffen," gab der Boss leise zurück und untersuchte dann kurz die Wunde, ob die Betäubung bereits Wirkung zeigte. Er war zu frieden. "Okay, ich denke wir können jetzt!" Rick drehte sich noch mal kurz zu seinem Ziehsohn um und legte eine Hand auf seine Stirn. Er war etwas warm. Das konnte aufkommendes Fieber sein. Entweder von der leichten Infektion, die sich in seinem Bein jetzt breit machte oder aber von einer Erkältung, die sich anbahnte, weil Sully immer noch nass war. Rick seufzte leise. "Sully, ich fange jetzt an. Wenn du ruhig bleibst, ist das in ein paar Minuten gelaufen. Also halt still."

Sully nickte und nuschelte irgendetwas Unverständliches in die Sauerstoffmaske hinein. Rick wandte sich jetzt dem Bein und der Kugel zu. Er hielt Sam eine Hand hin. "Zange!"

Der Captain reichte ihm das entsprechende Instrument. Rick legte die linke Hand beruhigend auf das Bein, oberhalb der Wunde und setzte dann die Zange an. Leider musste er etwas umhersuchen, bis er schließlich die Metallkugel fand. Sully zuckte heftig und zischte laut auf, als die Berührungen intensiver und schmerzhafter wurden. Die Stelle war zwar betäubt, aber Sully war im Moment etwas empfindlich. Leider konnte Rick darauf keine Rücksicht nehmen. Er musste das Geschoss jetzt herausziehen und zwar möglichst mit einem Zug!

Sully stöhnte unter der Maske und riss dann die Augen auf, als Rick die Kugel zu fassen bekam. Der Mann zog leicht und dann etwas fester, um sie aus dem roten Wundkanal zu holen. Vorsichtig hob er sie aus der Wunde und legte sie in eine Petrischale, die Sam ihm vor die Nase hielt. Es klimperte leise. Sam stellte das Gefäß schnell beiseite und reichte Rick dann Nadel und Faden. Sullys Bein zitterte leicht und er schnaubte.
 
Macintosh warf ihm einen Blick zu. "Gut gemacht, Sully. Ich näh das noch schnell und dann sind wir fertig!"

Der braunhaarige Junge nickte. Nachdem Rick die Wunde sorgfältig zugenäht hatte - nur mit sechs Stichen - desinfizierte er sie noch ein letztes Mal, legte eine Kompresse auf und wickelte einen neuen Verband um das Bein. Sam brachte die Instrumente weg, säuberte sie in einer desinfizierenden Lösung und wusch sich anschließend gründlich die Hände. Rick stand am Fenster und hielt sich den Bauch.

"Boss," fragte Sam plötzlich und trat hinter Rick, der hinaus starrte.

Der heftige Regen hatte immer noch nicht aufgehört. Sintflutartige Wasserströme rissen den Himmel auseinander und dann donnerte es auf die Base hinab. Rick zischte leise, als sich ein erneuter Krampf zeigte. Ein Blitz. Wieder Donner. Der Himmel verdunkelte sich abrupt, obwohl es erst Vormittag war. Sam legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Boss? Ich ruf Paul an, okay?"

Macintosh stöhnte und hielt sich dann am Fensterrahmen fest. Tief atmete er aus und beruhigte sich dann wieder. "Tu das, Sam. Tu das!"

Ohne dass Rick es sehen konnte, verdrehte Sam die Augen - im positiven Sinne. Endlich stimmte Rick mit ihm überein, dass auch er sich schonen musste und es wichtig war, Ruhe zu finden. Natürlich war er nervös und machte sich um Sully große Sorgen, aber Paul würde ihm ordentlich die Leviten lesen, sollte er herausfinden, dass sich Rick eben nicht ausgeruht hatte! Ja, Paul Westen war, mit Ausnahme von Frank Turner, der einzige Typ, der sich erlauben konnte, Rick derart anzugehen und ihm die Meinung zu geigen. Jeden anderen würde Rick einen Kopf kürzer machen - mit einem Fingerschnippen! Sam klopfte seinem Colonel noch mal kurz auf die Schulter, warf einen Blick auf Sully, der auf seiner Liege lag und jetzt die Augen geschlossen hatte. Der Captain schlenderte zur Tür hinüber und trat dann aus dem Raum, um den Telefonanruf zu machen. Die Tür ließ er offen.

Rick wandte sich von dem Fenster ab, wusch sich die Hände, nahm dann eine graue Wolldecke aus dem weißen Schrank und deckte Sully warm zu. Dann zog er seinen Rollhocker an die Liege und setzte sich. Das zischende Geräusch, was er wegen der Krämpfe machen musste, konnte der Mann jetzt auch nicht mehr verbergen. Wieder drückte er eine Hand flach auf seinen Bauch und hob mit der anderen vorsichtig Sully die Atemmaske vom Gesicht. Man konnte das leise Rauschen des Sauerstoffs hören, der durch den Schlauch gepumpt wurde.
 
Der Colonel lächelte leicht und zog ihm dann die Maske an den weißen Gummibändern ganz vom Kopf. Sanft drückte er ihm einen Kuss auf die Stirn. "Das hast du gut gemacht."

"Du siehst beschissen aus."

"Danke," gab Rick leise zurück und strich ihm über das Haar. "So fühl ich mich auch, Sully. Aber Paul kommt ja gleich. Dann werde ich mich ein bißchen ausruhen und der hat ein Auge auf dich, okay?"

Sully seufzte leise. Kurz bewegte er seine Hand, in der der Zugang lag und zuckte dann etwas, als es weh tat. "Toll! Dann bekomme ich wieder irgendwelche blöden Militärgeschichten von früher erzählt ... K-kann ich denn in mein Zimmer, bitte?"

Wieder streichelte Ricks Hand sein Haar. "Wenn Paul kommt, Sully. Hm? Ruh dich jetzt ein bißchen aus."

Sam streckte seinen Kopf in den Raum. "Ehm, Sir? ... Der General ist unterwegs und er lässt dir ausrichten, dass du dich hinlegen sollst."

Jetzt verdrehte Rick die Augen und drehte seinen Kopf zu Sam um. "Ja, wenn er kommt, tu ich das, Sam. Aber jetzt bleib ich erstmal bei Sully."

Rick beugte sich wieder über seinen Ziehsohn und zog die Decke etwas enger um seinen kalten Körper. Er hörte wie Sam weg ging. Dann meldete sich endlich Mike über Funk.

"Hitman an Black Fox? Kommen, Boss!"

"Na endlich," sagte Rick mehr zu sich selbst und nahm das Motorola vom Tisch. Er drückte eine Taste und stand vom Hocker auf. Dann hielt er das Gerät an seine Lippen. "Black Fox hört?"

"Wir haben den Mistkerl, Boss," gab Mike Sanders durch. "Sind auf dem Weg zur Base. Kommen?"

"Sehr gut, Hitman, danke," sagte Rick erleichtert. "Sully geht es den Umständen entsprechend gut und Paul kommt gleich vorbei. Also nicht wundern. Black Fox Ende!"
"Hitman hat verstanden! Ende!"

Macintosh ließ das Funkgerät sinken und legte es auf den Tisch zurück. Er ging wieder zu Sully und setzte sich wieder auf seinen Hocker. Sully lag ganz ruhig da. Er hatte den kleinen Eingriff scheinbar ganz gut verkraftet - jedenfalls besser als Rick, der sich wieder an den Magen fasste.


 

Ganze 35 Minuten vergingen, bis sich wieder Sam durch die Tür schob. Rick hing mit dem Kopf auf der Liege, ganz dicht an Sullys Hand und es sah so aus als ob er schlafen würde. Sam trat einen Schritt zur Seite, sagte nichts und ließ General Dr. Paul Westen an sich vorbei und in den Raum treten. Als der hohe Offizier seinen besten Freund total verkrampft an Sullys Seite und nicht im Bett sah, wurde seine Miene ernst.
 
Wütend schüttelte er den Kopf und sah Sam etwas irritiert an. "Das darf doch nicht wahr sein! Hatte ich nicht befohlen, dass er sich hinlegen soll, Captain?"
 
Sam nahm sofort Haltung an und schluckte. "Ja, Sir. ... Ich ich habs ihm gesagt, Sir. Wirklich ..."

Ihm wurde heiss.

Es kam ganz und gar nicht oft vor, dass Paul ihn maßregelte! Dass er überhaupt jemanden hier maßregeln musste, außer vielleicht Rick! Betroffen sah Sam zu Boden, bis er von Paul ein leises Räuspern vernahm. Seine Augen suchten wieder die des Generals. "Du kennst doch Rick, Paul! Ich meine ..." Ein erhobener Finger stoppte ihn in seinem lahmen Erklärungsversuch. "Sir?"

"Wegtreten, Captain Walkins. Jetzt!"

Schluckend nahm Sam sofort Haltung an und salutierte Paul, der den Gruß formell erwiderte und dann langsam und leise zu der Liege hinüber ging. Neben dem Hocker von Rick stoppte er, legte den Kopf schief und musterte als erstes Sully, der die Augen geschlossen hatte und scheinbar schlief. Paul griff einmal über Rick hinüber, hob die Decke an den Beinen an und betrachtete den Verband, der immer noch Weiß war. Zu frieden fiel die Decke wieder auf Sullys nackte Beine und Westen kontrollierte schnell den Tropf und die Infusion. Alles korrekt! Also war Rick bei der ganzen Behandlung scheinbar kein Fehler unterlaufen, auch wenn er unter Krämpfen gelitten hatte.

Der Arzt atmete tief durch und legte dann eine Hand auf Ricks Schulter. Sie war feucht. Sofort zogen sich Pauls Augenbrauen zusammen. Hatte Rick hier etwa die ganze Zeit in nassen Klamotten gesessen? Leise räusperte er sich. "Rick?"
 
Keine Reaktion. Stattdessen öffnete Sully seine Augen. Er sah Paul erstaunt an, der in blauer Jeans und schwarzer Lederjacke vor ihm stand. Seine dunkelbraunen Haare waren nass vom Regen und auch die Jacke war nicht ganz trocken geblieben. Scheinbar hatte Paul aber dicht an der Treppe geparkt und war ins Haus gerannt, so dass er nicht arg nass geworden war. Obwohl Sully ja gewusst hatte, dass er vorbei kommen würde, war er jetzt etwas überrascht. Dann warf der Junge einen Blick auf seinen Ziehvater, der immer noch auf dem Hocker sass. Und in einer sehr unbequemen Haltung schlief. Paul streichelte Sully sanft über das Haar, während der Junge registrierte, dass Rick gleich Ärger bekommen würde. Sully grinste leicht. "Oh, Rick ist am Arsch, oder Paul?"

Westen fuhr sich mit der Hand durch das nasse Haar und grinste leicht, obwohl die Situation nicht gerade lustig war. Dann nickte er. "Oh ja. ... RICK!"

Sofort schnellte Ricks Kopf hoch und er setzte sich überrascht hin, als er Pauls scharfe Stimme hörte. Er sah Paul an, der neben ihm stand und jetzt die Arme vor der Brust verschränkte, während er ihn wütend musterte. Der Colonel sah seinen Freund entschuldigend an. "He! Schon da?"

"Es sieht so aus, ja," erwiderte Paul verbissen und mit einem finsteren Blick. "Warum bist du nicht im Bett?"

Rick zeigte auf Sully. "Weil ich auf ihn aufpassen musste, Paul. Deswegen!"

Westen schüttelte den Kopf. "Und das hätte niemand sonst hier übernehmen können, bis ich komme, Rick? DIESE BASE HAT EIN PERSONALAUFKOMMEN VON VIERZIG LEUTEN!! ICH HATTE DIE ORDER GEGEBEN, DASS DU DICH IN DEIN BETT VERKRÜMELN SOLLST. ICH DENKE DEIN CAPTAIN HAT DIR DAS MITGETEILT, ODER NICHT?"

Shit! ... "Ja, das hat er, Sir!"

Paul nickte. "Gut! Wenigstens kann ich davon ausgehen, dass meine Befehle weitergegeben werden. Auch wenn sie nicht befolgt werden!!" Er beugte sich ein Stück zu Rick hinunter, nahm zwei Finger und stuppste ihn leicht auf die immer noch feuchte Schulter des Langarmshirts. "Und weshalb sitzt du hier immer noch mit nassen Klamotten herum, Rick?"

Leise atmete Rick aus, als ihn ein weiterer Krampf heimsuchte. Schnell beugte er sich nach vorn und drehte sich von Paul weg.

Der General fuhr sich wieder durch das Haar. "Super."

Er warf kurz einen Blick auf Sully, dem es aber scheinbar ganz gut ging und legte dann spielerisch seine Hände von hinten an Ricks Hals. "Ich könnt dich umbringen, Rick! Echt!" Paul holte mit der Hand aus und gab ihm einen harten Klapps in den Nacken. Rick zischte laut und zuckte nach vorn. Westen drehte sich von seinem besten und störrischen Freund weg und sah in die offene Tür. "SAM!"

Sofort kam Walkins um die Ecke und in sein Sichtfeld. "General?"

Paul deutete auf Sully. "Bleib bitte kurz bei ihm. Ich bringe Rick eben weg und bin dann in fünfzehn Minuten wieder hier."

"Ja, Sir," erwiderte der Captain und kam in den Raum.

"Komm bitte," befahl Westen Rick und zog ihn vom Hocker.

Langsam gingen sie aus dem Zimmer und auf den Flur. Ricks Klamotten waren immer noch feucht. Auch das Langarmshirt was er an hatte. Während sie über den Flur spazierten, beobachtete Paul Rick von der Seite aus. Immer darauf gefasst, dass er einfach so umkippen könnte und er ihn auffangen musste. Sie erreichten Ricks Büro und Paul ließ ihn an sich vorbei gehen, nachdem er mit Ricks Schlüsseln den Raum geöffnet hatte. Rick steuerte wie selbstverständlich auf seinen Sessel und Schreibtisch zu, doch ein kräftiger Ruck von Paul genügte um ihn in die andere Richtung zu dirigieren.
 
Paul warf ihm einen bösen Blick zu und öffnete dann die Tür zu Ricks Privaträumen. Dann die Badezimmertür. Der Regen prasselte immer noch vom Himmel. Der Donner war stärker geworden. Paul sah durch das Badezimmerfenster hinaus auf den Hof und schüttelte den Kopf. Er konnte Gewitter nicht wirklich leiden! Schnell zog er das Rollo nach unten und schaltete das Licht an. Dann wandte er sich der Badewanne zu, öffnete das heisse Wasser und drückte den Stopfen zu. Ganz langsam füllte sich die Wanne. Während Rick in der Tür stand und ihn leicht grinsend beobachtete, gab Paul etwas Duschgel in das Wasser. Sofort stieg ihm der wohlige und süßliche Geruch in die Nase. Er sah Rick an, der verärgert auf die sich füllende Wanne starrte.
 
Paul hob eine Augenbraue. "Ja, du gehst baden! Und gleich danach ziehst du dir warme Klamotten an und verziehst dich ins Bett!" Der General hob warnend einen Finger in die Luft. "Also hör auf so ein Gesicht zu machen, mein Freund! Okay?"
 
Rick winkte einfach mit der Hand ab, drehte sich um, nuschelte ein Ja und ging in sein Wohn- und Schlafzimmer. Dort öffnete er seinen Kleiderschrank, zog die feuchten Stiefel aus und die Socken. Er nahm ein neues, weißes T-Shirt, eine Boxershorts, dicke Socken und eine Trainingshose heraus und warf alles auf sein Bett. Er hörte das Wasser, was in die Badewanne floß. Natürlich wusste er, dass Paul Recht hatte, aber er war trotzdem von seiner Fürsorge genervt - das war er immer! Dann stand Paul bei ihm im Zimmer und hielt ihm seinen schwarzen Bademantel vor die Nase.

"Hier!"

Rick drehte sich um, nachdem er aus seiner durchnässten Kampfhose geschlüpft war. "Danke."

Westen sah ihn an. "Ich lass dich jetzt allein, mach mir einen Kaffee und bin dann bei Sully. Geh baden und dann leg dich ins Bett, Rick."

Der Colonel schnaubte verärgert. "Ja ... Bin schon dabei!"

Paul grinste leicht bei dem genervten Ton, den Rick jetzt drauf hatte, wandte sich um und verließ dann die Privaträume, damit Rick in aller Ruhe baden konnte. In Ricks Büro zog sich Paul die Lederjacke aus und hängte sie zum Trocknen über einen der Besucherstühle. Darunter trug er einen schwarzen Pullover. Als Sam ihn angerufen hatte, war er nicht im Kings View Krankenhaus gewesen, sondern zu Haus bei Debbie. Die Kaffeemaschine hatte der General in das Büro geholt, füllte den Tank mit Wasser und den Filter mit Pulver und schaltete sie ein.

Als nächstes griff Paul zu dem schnurlosen Telefon und wählte die Nummer vom Pentagon. Er musste Frank Bescheid geben, was geschehen war und er war sich auch sicher, dass Rick das noch nicht hingekriegt hatte! Nach dem kurzen Telefonat war auch der Kaffee fertig und Paul nahm eine Tasse und füllte sie mit dem wohlriechenden Getränk. Er warf ein Stück Zucker hinein, rührte kurz darin herum und öffnete dann die Tür zu Ricks Privaträumen. Er wandte sich nach rechts und schob vorsichtig die Badezimmertür auf. Das rauschende Wasser war nicht mehr zu hören. Paul steckte seinen immer noch nassen Kopf durch den Spalt und warf einen kritischen Blick auf Rick, der bis zum Hals in der heißen Wanne lag und sich entspannte. Schaum hatte sich gebildet. Paul setzte sich auf den Rand, nahm einen Schluck und sah Rick an.
 
"Das ist doch viel besser so oder," fragte der Arzt Rick mitfühlend und griff dann nach einem der kleineren Handtücher. Er reichte Rick die Kaffeetasse. "Halt mal! Aber nicht trinken!"

Der Colonel rollte mit den Augen bei dem Verbot und nahm ihm die Tasse ab. Paul trocknete sich die Haare ab, hängte dann das Handtuch über die Heizung an der Wand und brachte seine Frisur vor dem Spiegel wieder einigermaßen in Form. Während er vor dem Spiegel stand, nahm Rick im Hintergrund schnell einen kleinen Schluck Kaffee und setzte die Tasse schnell wieder ab, bevor Paul etwas bemerken konnte. Dieser drehte sich wieder um, putzte sich die Hände an einem Handtuch ab und nahm wieder seine Tasse. "Ich bin jetzt bei Sully. Lass dir bitte Zeit, Rick! Wenn du fertig bist, sag mir kurz Bescheid, damit ich dich spritzen kann, bevor du ins Bett gehst!"

Paul nickte einmal bestimmend und drehte sich dann um, um hinaus zu gehen und Rick seine Ruhe zu gönnen. Doch der Colonel hatte andere Pläne. "Paul? Gib mir ein Funkgerät!"

Ungläubig sah sein Freund ihn an und schüttelte den Kopf. "Vergiss es! Wenn Mike mit diesem Jäger hier ankommt, werde ich das in die Hand nehmen! Verstanden?"

"Einen Scheiss wirst du, Paul!" Verärgert rückte Rick in der Wanne herum und setzte sich auf. Wütend zeigte er mit dem Zeigefinger auf Westen. "Dieser verdammte Hurensohn hat meinen First-Lieutenant angeschossen! Ich w-"

Doch der General unterbrach ihn sofort. "Du wirst in der Sache rein gar nichts, Rick! Was du wirst, ist dich hinlegen und schlafen! Das wirst du! Es reicht, dass Sully flach liegt, um den ich mich kümmern muss! Ich warne dich, wenn ich dich da draußen auf dem Hof sehen sollte, wie du diesem Typen an die Gurgel gehst, dann kannst du was erleben, das versprech ich dir! Bin ich verstanden worden, Colonel?"

Rick warf ihm einen tödlichen Blick zu. Doch fügte sich dann erstaunlich schnell. "Ich hab verstanden!"

Paul nickte, während Rick in dem Wasser herumplatschte und sich dann wieder zurücklehnte und die Beine übereinander schlug. Nur eine Sekunde später tauchte er ganz unter. Dann trat Paul aus dem kleinen Badezimmer, schlürfte noch einmal an seinem Kaffee und zog die Tür der Privaträume zu, damit Rick nicht gestört wurde. Westen ließ sich seufzend hinter Ricks Tisch nieder und gönnte sich auch einen kurzen Moment der Ruhe. Nach ganzen zehn Minuten schnappte Paul sich Ricks Schlüsselbund vom Schreibtisch und ging mit einer Flasche Wasser und seinem Kaffee zu Sully auf die Krankenstation.



 
Nachdem Paul Sam abgelöst hatte, kontrollierte der General den Tropf und Sullys Werte, hörte ihn kurz ab, maß den Blutdruck und steckte ihm ein Fieberthermometer in den Mund. Kaffee trinkend setzte sich Paul auf den Hocker vor Sullys Liege und strich ihm behutsam über die Hand, wo der Zugang lag. Donavan kaute auf dem Thermometer herum und ließ Paul nicht aus den Augen. Nachdem Paul ihm die Temperatur gemessen hatte und sie ein klein wenig zu hoch war, gab der Arzt ihm noch ein fiebersenkendes Mittel in den Zugang und holte sich dann einen etwas bequemeren Stuhl, den er dann mit dem Hocker austauschte und sich zu Sully setzte. Paul nahm noch einen Schluck Kaffee und stellte dann die Tasse auf dem Tisch ab neben das Funkgerät. Sanft streichelte er Sully durch die kurzen Haare, genau so wie Rick es machen würde, wenn er jetzt hier wäre.
 
"Ist alles okay? Hast du Schmerzen?"
 
"Ein bißchen," antwortete Donavan wahrheitsgemäß und gähnte dann. "Kann ich nicht in mein Zimmer, Paul? Bitte! Ich hasse das hier!"

Paul grinste leicht. "Ja, ich weiss und gleich verlegen wir dich okay?"

Er öffnete die Wasserflasche und stand dann auf. "Hier, trink mal was."

Vorsichtig stützte er Sully im Rücken, während er sich aufrichtete und einen Schluck Wasser nahm. Ganz sanft ließ er Sully dann wieder herunter und auf die Liege nieder. Schnell rückte er ihm noch das weiße Kopfkissen zu recht und stellte die Flasche weg. Paul betrachtete ihn kurz und seufzte dann. Paul legte die Hände auf seinem Bauch ab und lehnte sich in dem Stuhl zurück. "Sully? Hast du den Typen gesehen?"

Sully seufzte müde. "Nein, ich ... es war so dunkel von dem Gewitter und dem Regen. Rick hat mich ans Ende der Kolonne geschickt und ich hab mit Mike den Platz getauscht. Wir sind weitergegangen und dann ... hat irgendwas an meinem Bein gerissen und es hat gebrannt. Es war so heiß und tat so verdammt weh. Ich hab ... hab direkt gewusst, dass mich eine Kugel getroffen hat, Paul. Ich bin zur Seite gerissen worden und dann lag ich im Schlamm."

Westen nickte zustimmend. "Ja, okay. Ehm warum hat dich Rick mit Mike die Plätze tauschen lassen?"

Stille. Paul legte den Kopf schief und musterte ihn. "Sully?"

"Ehm es k-kann sein, dass ich ihn provoziert habe? Oder so was?"

Der Arzt des Kings View hob verwundert eine Augenbraue. "Kann sein?! Was heisst das bitte, Lieutenant? Entweder ja oder nein!"

Nervös kaute Sully jetzt auf seinen Lippen herum und bewegte sich etwas. Zischend zuckte er zusammen, als er die Schusswunde spürte und die Schmerzen. Paul erhob sich, legte eine Hand auf die graue Decke, da wo Sullys Unterschenkel war und streichelte ihn liebevoll. "Scht ..."

"Okay," gab Donavan dann vor Paul zu. "Ich hab ihn provoziert."

Etwas fassungslos schlug sich Westen eine Hand auf die Stirn. Er schüttelte den Kopf und schloss die Augen. "Sully!! Das darf doch nicht wahr sein! Was ... Willst du mir erzählen um was es ging?"

Vorsichtig öffnete Paul jetzt ein Auge und spähte durch die Finger hindurch. Sully schüttelte den Kopf. Paul atmete langsam aus und nahm noch mal einen Schluck von seinem, nicht mehr heißen Kaffee. Er setzte die Tasse auf seinem Oberschenkel ab und hielt sie fest. "Gut, dann nicht."

Mit zwei Fingern schob er den Ärmel des schwarzen Pullovers ein Stück nach oben und sah auf seine Armbanduhr. "Wir geben ihm noch etwas Zeit, okay?" Paul erhob sich vom Stuhl. "Ich bring dich jetzt in dein Zimmer, damit du in Ruhe schlafen kannst. Ich weiss, dass das hier drin nicht wirklich funktioniert."

"Wem sagst du das," gab Sully leise zurück.

Westen verschwand kurz in Ricks Büro und brachte die Tasse weg. Schließlich kam er mit Eli im Schlepptau zurück. Der andere Führungsoffizier lächelte Sully kurz aufmunternd an und nahm dann den Ständer der Infusion in eine Hand.

Paul half Sully von der Liege, legte die graue Decke zur Seite und stützte ihn vorsichtig. Langsam trat das Trio aus dem hellen Zimmer der Krankenstation hinaus auf den Flur, der komplett leer war. Sie gingen über den Flur und Eli öffnete Sullys Zimmertür. Der Raum war warm. Robin hatte vorher die Heizung etwas aufgedreht, so dass der etwas unterkühlte Sully nicht komplett auskühlen würde. Vorsichtig setzte Paul ihn auf das weiche Bett und Eli positionierte den Tropf dicht an dem Kopfende des Bettes.
 
Während Paul die Bettdecke zur Seite schob und schnell noch mal den Verband kontrollierte, machte Harold sich an dem Kleiderschrank zu schaffen und zog eine schwarze Trainingshose von einem Stapel. Westen setzte sich dicht neben Sully und Eli zog ihm ganz vorsichtig die Hose über die nackten Beine und den Verband.

Kurz zuckte Donavan als der Stoff über der Wunde rieb, dann war alles wieder okay. Eli verabschiedete sich wieder. Müde legte Sully sich auf die Seite, während Westen die Decke hoch hielt und ihn dann zudeckte. Seufzend setzte er sich auf die Bettkante, zog dann mit zwei Fingern das blaue Rollo nach unten und strich Sully noch mal über den Kopf.

"Schlaf jetzt ein bißchen. Ich denke, ich muss mal nachsehen, ob Rick vielleicht doch abgesoffen ist in seiner Badewanne ..."
 
Sully grinste leicht. "Du hast ihn in die Wanne gesteckt?"

Westen nickte leicht. "Ja, dieser verdammte Idiot hat sich noch nicht mal von den nassen Klamotten befreit und ich will nicht, dass er wegen einer Erkältung oder Lungenentzündung flach liegt, Sully!"

"Okay."

Paul streckte eine Hand nach ihm aus und strich dem Jungen über die Stirn. "Schön, dass das okay für dich ist! Und jetzt versuch zu schlafen bitte. Das wird er gleich auch machen, wenn ich mit ihm fertig bin."

Wie auf Kommando öffnete sich Sullys Zimmertür und Rick stand im Türrahmen. Die Haare etwas feucht. Er trug einen schwarzen Bademantel, den er vorn zugebunden hatte, eine schwarze Trainingshose, Socken und Hausschuhe. Paul drehte sich um und musterte seinen Freund kurz. Rick sah schlecht aus. Er war blass und konnte sich scheinbar nicht sehr gut auf den Beinen halten, wie sonst. Der Colonel starrte Paul an. "Wieso hast du mir nicht Bescheid gesagt, dass du ihn verlegst?!"

"Ich muss dir nicht Bescheid sagen, Rick," erwiderte Westen in einem strengen Ton. "Sully wollte schlafen und das kann der da nicht! Und du solltest dich ausruhen, also hab ich das mit Eli zusammen schon erledigt. Kein Grund sich aufzuregen, okay?"

"Kein Grund sich aufzuregen," äffte der Colonel seinen besten Kumpel sauer nach, ging dann auf das Bett zu und Paul stand auf. Er machte Rick Platz und dieser setzte sich jetzt zu Sully ans Bett. Kurz zog er den Knoten an seinem Bademantel etwas fester, versuchte sich die Schmerzen vor Paul nicht anmerken zu lassen und streckte die Hand nach Sullys Stirn aus. Er war warm. Macintosh warf Westen einen Blick zu. "Er ist warm!"

Paul seufzte genervt. "Ich weiss! Ich hab ihm schon was in die Infusion gegeben. Keine Sorge!"

"Gut gemacht, Kollege," gab der Colonel zurück und sah wieder seinen Ziehsohn an. "Tut's weh?"

"Ja, ein bißchen. Wenn ich mich stark bewege," antwortete Sully ehrlich und lächelte dann. "Krieg ich was aus dem Giftschrank?"

Bevor Rick auf diese dämliche Frage antworten konnte, durchfuhr ihn ein neuer Krampf. Sofort legte er seine rechte Hand auf seinen Magen, übte Druck aus und zischte laut. Keine Sekunde später war Paul neben ihm. Besorgt legte er ihm eine Hand auf die Schulter. Auch Sully sah jetzt besorgt aus. "Es es tut mir leid, ich mach keine Witze mehr, ehrlich ..."

Tief atmete Rick durch, so weit das gerade möglich war und sah Donavan an. "Das ist nicht deine Schuld ..."

"Ja, aber heute früh, das ..."

"Sully," zischte sein Colonel jetzt wütend und hielt ihm mit der anderen Hand einen Finger vor die Nase. "Hör sofort auf damit! Sonst werd ich wirklich sauer!"

Der Lieutenant schaute an Rick vorbei und auf Paul, der mit vor der Brust verschränkten Armen an der Zwischentür stand und einen sehr finsteren Gesichtsausdruck drauf hatte. Sully sah wieder Rick an und grinste. "Ehm ich würde sagen, Paul ist derjenige, der gerade sauer wird, Sir!"

Macintosh setzte sich wieder gerade hin und nahm die Hand von seinem Bademantel. Dann drehte er sich langsam zu Paul um. Oh ja, der General war angepisst - sehr sogar!

Trotzdem konnte Rick sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er wieder zu Sully sah. "Der ist nicht sauer. Der ist gerade stinkwütend auf mich." Sanft streichelte er Sully über das Haar. "Am Besten ich geh jetzt mal, bevor er mich hier noch rausschleift! Schlaf gut und wenn was ist, sag Bescheid!"

"Ja, mach ich ..."

Rick stand auf, beugte sich über ihn und drückte ihm einen Kuss auf die warme Stirn. "Wow, du bist wirklich warm ..."

Hinter ihm rollte Paul mit den Augen und öffnete die Zwischentür zu Ricks Büro. "Rick! Kommst du jetzt bitte?!"

Macintosh grinste wieder gehässig, ließ dann endlich von Sully ab und trat an Paul vorbei und in sein Büro. Westen warf Sully noch mal einen Blick zu und verschwand mit Rick in dem anderen Raum. Sie gingen durch das Arbeitszimmer hindurch.

 Als Rick sein Bett erreichte, hörte er wie Paul noch in seinem Büro war und schließlich zu ihm kam. Er hatte Ricks Arztkoffer in der Hand, stellte ihn auf das Sofa und öffnete die Tasche. Da Paul seinen zu Hause gelassen hatte, musste er sich jetzt an dem seines besten Freundes bedienen. Rick sah ihn ganz kurz an und öffnete seinen Bademantel. Ohne etwas zu sagen, zog er ihn sich von den Schultern warf ihn über den Stuhl und schlüpfte aus den Schuhen und Socken.

Währenddessen hatte der General eine eingepackte Spritze, Desinfektionsspray und ein eingepacktes Paar Latexhandschuhe bereit gelegt. Ein Tupfer kam dazu und dann ging Paul zu dem kleinen Kühlschrank und öffnete ihn. Das Tillidin, Ricks Schmerzmittel, lag in einer Schachtel auf dem Gitter. Paul nahm das Kästchen heraus, dann eine Ampulle mit Serum und warf den Kühlschrank wieder zu.

Als er zurück zu Rick ging, wo er die medizinischen Utensilien auf dem Nachttisch abgelegt hatte, hatte der Colonel sich bereits ins Bett und auf die linke Seite gelegt. Nachdem Paul ihm sein Mittel verpasst hatte, tastete er noch kurz Ricks Magen ab und deckte ihn dann zu. Dass Westen ziemlich sauer auf ihn war, hatte Rick sehr gut gemerkt. Der Arzt hatte ihm nicht gerade sanft die Spritze verpasst und dann noch etwas fester auf seinem Bauch herumgedrückt, als er das sonst tat. Rick hatte aufgeschrien und sich ziemlich verkrampft, doch Westen hatte das unbeeindruckt gelassen - natürlich!

Paul brachte die benutzten Sachen wieder weg, wusch sich gründlich die Hände und stellte dann den Wasserkocher an, um Rick seine Wärmflasche zu machen. Danach gönnte Paul sich einen neuen Kaffee. Er ließ die Tür von Ricks Privaträumen offen, stellte sich an eines der Bürofenster und sah hinaus in das Gewitter und den prasselnden Regen. Ganze zehn Minuten stand er so reglos da, bis sich das Funkgerät meldete. "Walkins an Westen! Kommen?"

Schnell griff Paul auf die Fensterbank und zog das Motorola aus der Halterung des Ladegerätes. Er drückte eine Taste und hielt es sich an den Mund. "Westen hört?"

"Sir," meldete sich Sam. "Mike ist zurück! Er hat diesen Jäger dabei. Kommen?"

Paul atmete tief durch und sprach dann etwas leiser, damit Rick ihn nicht hören konnte.

"Gut, Es gießt ja wie aus Eimern. Bringt ihn in die Lobby und passt auf ihn auf! Ich bin gleich da. Westen Ende!"

"Verstanden, Sir," sagte Walkins. "Wir erwarten sie! Walkins Ende!"

Donner hallte über der Base und ein Blitz zuckte durch den dunkelen Himmel. Paul ließ das Funkgerät sinken, klemmte es sich an den Gürtel und wandte sich von dem deprimierenden Anblick ab. Normalerweise hätte er diesem Kerl gar nicht erlaubt ins Haus zu kommen, doch wegen der miesen Wetterumstände entschied er sich diesmal anders. Schnell zog er die Zwischentür zu Ricks Privaträumen zu und nahm die Schlüssel vom Tisch. Kurz befühlte er seine Lederjacke, die er zum Trocknen auf die Stuhllehne gehängt hatte, doch sie war immer noch feucht. Dann verließ Paul das Büro und marschierte über den Flur und die Steintreppe hinunter, um sich diesen Jäger vorzuknöpfen.




Als er die letzten paar Stufen nahm, hörte Paul bereits die scharfe Stimme von Captain Sam Walkins. Als nächstes konnte er eine fremde Stimme hören, die herumbrüllte. Scheinbar war das der Jäger, der Sully angeschossen hatte. Paul atmete tief durch und kam um die Ecke. Eine kleine Gruppe des Wachteams von vier Leuten, dazu Mike und Sam hatten sich in der Lobby angeordnet. Etwa in ihrer Mitte stand ein Kerl in grünen Camouflagesachen mit hellen Haaren und einer Basecap auf dem Kopf. Der Jäger ... Die Stiefel waren dreckig, die Hose voller Schlamm und Regenwasser. Er hatte die ganze Lobby verschmutzt! Paul war noch einige Meter entfernt.

Plötzlich bewegte sich der Jäger ruckartig nach vorn und sofort zog Sam seine Pistole aus dem Holster. Mit einem angespannten Gesichtsausdruck und Wut zielte der Captain auf den Fremden - bereit zu feuern! Das restliche Team trat ein paar Schritte zurück.
 
"Ich sagte, stehen bleiben, Sir," war jetzt Sams scharfe Stimme zu hören.

Paul konnte sofort hören, dass er angespannt war. Der Fremde bekam große Augen und hob abwehrend die Hände. Zeit, einzuschreiten ... Paul strahlte so viel Authorität aus, wie er konnte, als er langsam hinüber ging. Als Mike ihn kommen sah, nam der sofort Haltung an.

"Achtung!"

Das Wachteam tat es ihm gleich. Sam zielte immer noch auf den Jäger. Einer musste ihn ja in Schach halten und ihm klar machen, dass er sich ja keinen Fehler erlauben sollte! Paul stellte sich neben Sam und musterte den anderen Mann kurz. Er war unverletzt und schien sich, so wie es gerade aussah, keiner Schuld bewusst. Bevor Westen sich vorstellen konnte, ergriff der Typ wütend das Wort. "Sind sie hier der Chef?! Warum werde ich hier gegen meinen Willen festgehalten und warum werde ich mit einer Waffe bedroht?!"

Paul erkannte sofort, dass es sich wirklich um einen Fremden und niemand aus der Gegend handeln musste. Jeder andere Typ, der wusste wo die Black Knights stationiert waren, hätte sich so nah an der Basis nicht blicken lassen! Doch ehe sich Paul ihm zuwandte, warf er einen Blick in die Runde. "Rührn!"

Mike und die anderen Soldaten stellten sich bequem hin und musterten den Jäger wütend. Dann endlich wandte sich Westen dem Jäger zu. "General Dr. Paul Westen. Derzeitiger Commander dieser Spezialeinheit, Sir! Und wer sind sie, wenn ich fragen darf?"

Paul grinste leicht, warf einen Blick auf den Captain, der immer noch auf den Jäger zielte. "Die Waffe runter, Captain!"

"Sir!" Sam hatte zwar etwas dagegen dem Typ mehr Bewegungsfreiheit zu verschaffen, aber Paul hatte einen Befehl gegeben. Ganz langsam ließ er die Pistole sinken, doch behielt sie in den Händen. Mit einem kalten Blick fixierte er den Jäger vor sich.

Doch Paul bekam immer noch keine Antwort. Jetzt schaltete sich Mike ein. Er ging einen Schritt auf ihn zu. "Sir? Er hat sie etwas gefragt! Antworten sie bitte oder geben sie mir ihren Ausweis, dann seh ich selber nach, wie sie heißen!"

Als er erkannte, dass er keine andere Wahl hatte, zog der Fremde seine Brieftasche aus der Jacke und reichte sie Paul, der sie öffnete und den Ausweis herausfischte. Er öffnete ihn, las und klappte ihn wieder zu. "Mr. Robbins! Sie sind ganz schön weit weg von zu Hause! Was machen sie hier und in unserem Wald?"

Robbins funkelte Westen wütend an. "Wonach sieht es denn aus, General Westen?! Ich habe gehört, dass es hier einige Wildtiere gibt und wollte mein neues Gewehr ausprobieren! Das ist alles!"

Paul sah Mike an. "Wo ist sein Gewehr?"

Mike zeigte auf die geschlossene Flügeltür. "Wir haben es gesichert und draußen gelassen, Sir!"

"Sind sie verletzt," fragte der Arzt weiter. Natürlich musste er das fragen ... Paul hatte schließlich damals den Hypokratischen Eid geleistet und damit geschworen, ausnahmslos jedem ärztliche Hilfe zu leisten, der sie benötigte. Und das galt auch Mr. Robbins hier, der Sully eine Kugel ins Bein gejagt hatte.

Der andere Mann schüttelte den Kopf. Paul grinste leicht. "Natürlich nicht! Sie haben scheinbar wirklich viel Glück gehabt, Sir! Hätte sie einer dieser Jungs hier getroffen - hätte er sie nicht verletzt. Dann wären sie jetzt tot!"

Erstaunt hob Robbins eine Augenbraue und räusperte sich verlegen.

Westen seufzte genervt und sah wieder den Jäger an. "Mr. Robbins? Machen sie eigentlich eine Zielerkennung, bevor sie feuern? Oder ballern sie einfach drauf los, wenn sich vor ihnen etwas im Unterholz bewegt? ... Mein Problem ist hier, dass ... sie einen meiner Leute angeschossen haben, Sir! Das ist ganz und gar nicht gut. Er hatte eine Kugel im Bein! Ihre Kugel! ... Wir werden sie wegen schwerer Körperverletzung anzeigen, Mr. Robbins! Und sie haben verdammtes Glück, dass es nur sein Bein war! Und noch etwas ..." Paul wandte sich um, sah zur Treppe und wieder zurück.

"Seien sie froh, dass ich hier vor ihnen stehe und nicht der eigentliche Commanding Officer dieser Einheit, denn sonst hätten sie jetzt ein großes Problem am Hals. Und die ein oder andere Prellung! Mit Sicherheit!" Paul sah zu Mike. "Nimm seine Personalien auf und gib das an Cliff weiter. Wir erstatten Anzeige! Ich werde das mit Rick gleich besprechen! Und dann schafft ihn mir von dem Gelände und aus dem Wald! Das war's."

"Ja, Sir," gab Mike zurück und Paul reichte ihm den Ausweis des Mannes. Sie hörten wieder einen Blitz und den Donner durch die Luft hallen. Der General fuhr sich mit einer Hand durch das jetzt trockene Haar, warf dem Jäger noch mal einen letzten Blick zu und verließ dann das Erdgeschoss um wieder nach oben zu gehen.



 

Etwa drei Stunden später war Rick wieder auf den Beinen. Er hatte zwar immer noch Schmerzen, doch hatte Paul irgendwie überreden können, dass er zu Sully gehen durfte. Jetzt sass Rick in Bademantel und Trainingshose bei seinem Ziehsohn am Bett und kraulte ihm den Bauch. Auch Sully hatte geschlafen und sich ausgeruht, wenigstens ein bißchen ... Er hatte die Augen geöffnet, lag auf dem Rücken und quatschte mit Rick.
 
Der Colonel schüttelte den Kopf. "Vielleicht hätte ich dich nicht mit Mike tauschen lassen sollen ..."

"Ach, hör auf damit, Boss," sagte Sully und grinste leicht. "Dann hätte es vielleicht Mike erwischt! Oder meinst du der Kerl hat es auf mich speziell abgesehen?"

"Nein," gab Rick ihm Recht. "Das stimmt schon! Du hast Recht!"

Sully bewegte sich leicht auf der Matratze und zuckte dann kurz, als sich sein Bein wieder bemerkbar machte. Rick sah ihn kurz besorgt an, griff dann nach der Decke und hob sie hoch, um einen Blick auf das Bein zu werfen. Er schob das locker sitzende Bein der Trainingshose nach oben. Der Verband war immer noch Weiß. Eine Blutung hatte nicht eingesetzt. Erleichtert deckte er Sully wieder zu und legte dann seine Hand mit der er ihn gekrault hatte, flach auf die rechte Bettseite. Sie hatten wirklich Glück gehabt heute! Wenn der Kerl nur einige Zentimeter höher getroffen hätte, wäre es nicht so glimpflich ausgegangen und Rick hätte einen Krankenwagen bestellen müssen.

Sully sah ihn direkt an. "Weiß eigentlich Paul, dass du hier bei mir bist?"

Der Colonel lächelte leicht. "Ja, das weiss er! Ich hab auch brav im Bett gelegen und geschlafen, Sully. Genau wie du und deshalb habe ich jetzt eine Art Belohnung verdient! Und hier mit dir zu sitzen ist meine Belohnung!"

"Ah okay ...," gab der Junge zurück. "Paul war echt wütend auf dich, oder?"

Rick nickte sofort zustimmend. "Ja! Und er ist es immer noch, aber er fährt wahrscheinlich gleich wieder, weil er mit Debbie was trinken gehen wollte."

Plötzlich überkam Rick ein erneuter Krampf, nicht ganz so schlimm wie die früheren, aber doch so fest, dass er sich nach vorn beugen musste. Tief atmete er durch und presste seine Hand auf seinen Bauch. "Ahhh!"

Sully sah ihn besorgt an. Doch ehe er etwas sagen konnte, ging die Zwischentür auf, die nur angelehnt war und Paul sah in den Raum. Als er Rick vorn über gebeugt auf der Bettkante hocken sah, verdrehte der General genervt die Augen und zog sein Handy aus der Hosentasche. Er seufzte. "Ich ruf Deb an und sag ihr, dass ich Morgen erst komme .."

Sofort hatte er Ricks und Sullys Aufmerksamkeit.

Der Colonel setzte sich gerade hin und starrte Westen an. "Steck das Handy wieder ein, Paul! Du kannst ruhig nach Hause fahren, wirklich! Mir geht es ... einigermaßen, okay? Ich leg mich jetzt hier zu Sully ins Bett und wir schlafen eine schöne Runde und wenn ich wieder wach bin, geht es mir schon viel besser. Du brauchst wirklich nicht hier bleiben und Babysitter zu spielen!"

Westen sah seinen Freund mit Skepsis in den Augen an. Vorsichtig spielte er mit seinem Handy in der Hand herum und steckte es dann wieder in die Hosentasche. Er nickte.

"Okay ... Dann leg dich jetzt bitte hin, Rick und bleib liegen!"

"Ja, General. Zu Befehl," gab Rick läppsch zurück, schlüpfte aus den Schuhen und kletterte dann über Sully hinweg, um sich an die Wand zu legen.

Sully rückte an den Rand, damit er sich mit dem dünnen Schlauch des Tropfs nicht verhedderte und Rick legte sich auf die rechte Seite, damit er Sully ansehen konnte. Paul grinste leicht bei dem Anblick, ging dann in Ricks Zimmer, holte seine Bettdecke und sein Kissen. Dazu eine neue Wärmflsche und brachte alles seinem Colonel, der die Sachen dankend entgegen nahm. Jetzt drückte Rick sein Gesicht in das weiche Kopfkissen hinein, legte die Wärmflasche auf seinen Magen und zog die Decke etwas fester um seinen Körper.

Draußen tobte das Gewitter!

Paul trank den letzten Rest Kaffee, der ja für Rick im Moment noch tabu war, rief Debbie an, dass er sich jetzt wieder auf den Weg machte und ermahnte Rick noch ein letztes Mal, dass er auf sich achten sollte. Falls es irgendwelche Probleme geben würde, sollte er ihn gefälligst anrufen!

Außerdem setzte er Rick kurz davon in Kenntnis wie es mit dem Jäger, Mr. Robbins gelaufen war, was Rick wieder etwas gereizt werden ließ, da er nicht dabei gewesen war. Doch Paul konnte ihn schnell wieder beruhigen und sagte Rick, dass er ihn Morgen anrufen würde und sie gemeinsam die Strafanzeige durchgehen würden.

Dann verließ General Dr. Paul Westen die Base!
 
In Sullys Zimmer drückte Rick die Wärmflasche etwas fester auf seinen Bauch, während er auf der Seite lag, Sully betrachtete und ihm mit den Fingern durch das Haar strich. Sein Blick war warm und herzlich. Sully lag auf dem Rücken und entspannte sich noch mehr. Sein Bein tat zwar noch weh, aber es war nicht mehr ganz so schlimm wie vor zwei Stunden. Sully versuchte sich noch näher an Rick heran zu kuscheln und der Mann nahm seinen rechten Arm hoch, so dass sich sein Ziehsohn mit dem Kopf auf seine Brust legen konnte.

Sanft drückte Rick ihm seine Lippen auf das kurze Haar und Sully schloss endlich wieder die Augen. Er fühlte sich sicher und beschützt. Er konnte Ricks rechte Hand spüren, die unter der Decke ihm die Seite kraulte. Sully gähnte.
 
Rick zog ihn noch etwas näher zu sich heran, so dass er nicht plötzlich im Schlaf vom Bett und auf den Holzboden fallen konnte und schloss dann auch wieder die Augen. Die Infusionsnadel würde er mit großer Wahrscheinlichkeit heute Abend noch entfernen können und die Nähte in ein paar Tagen ziehen, wenn nichts Außergewöhnliches dazwischen kam.

Nur wenige Minuten später hörte man gleichmäßiges Atmen von Sully. Rick war immer noch wach. Entspannt, aber wach! Mit einem Ohr hörte er Sullys Atmung zu - mit dem anderen das Prasseln des Regens und das tobende Gewitter.






ENDE

2. Anmerkung der Autorin:

Und das war die nette kleine Story Rain! aus der Black Knights Reihe! Ich hoffe euch allen hat die Story gefallen! Für alle, die sich jetzt gewundert haben, weshalb Rick keinen Krankenwagen gerufen hat ... 1. ist der Wald viel zu dicht, um da mit einer Trage und einer ganzen Rettungseinheit rum zuhantieren (die Base war natürlich auch näher dran ...) und 2. war das hier ja ein Rick/Sully centric One-Shot, also konnte ich Sully gar nicht ins Krankenhaus stecken, weil da natürlich Paul die Oberhand oder Befehlsgewalt hatte und der Sully behandelt hätte und nicht Rick! Trotzdem musste ich unseren guten General einfach dazu holen, weil ich mir dachte, dass die ganze Show Rick so sehr aufregt, dass er sich sicher wieder herumquälen wird. Also Paul to the Rescue, lol ... hat er schon gut gemacht und Rick ein wenig in seine Schranken verwiesen :) Wir lesen uns Leute ... Alles Liebe, eure Vanessa